Die Plakatkritik: Chappaquiddick

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Plakate können so vieles sein: Inspirierend, verstörend, ätzend oder einfach nur genial. Ab sofort beschäftigen wir uns hier mit Plakaten, die unsere Aufmerksamkeit erregt haben, ob auf angenehme oder weniger schöne Art.

Eines vorweg: man nennt seinen Film nicht Chappaquiddick. Soviel Anstand sollte man als Filmemacher oder wenigstens als Produktionsfirma schon haben, denn abgesehen von den unausweichlichen Verwirrungen und verknoteten Zungen an den Kinokassen dieser Welt, sagt der Name dieses kleinen Eilands im Bundesstaat Massachusetts (übrigens ebenfalls so ein unausprechlichlicher Zungenbrecher) vermutlich nur wenigen Menschen etwas und überhaupt: Quidditch. Die dämlichen Witze kommen genauso sicher wie das Amen in der Kirche. Was bei einem Film, der sich mit einem dunklen Tag in der Familie Kennedy beschäftigt, eher unangebracht ist. Chappaquiddick ist vielleicht was für Galgenmännchen oder Kreuzworträtselfanatiker, wer aber Freunden und Familie vom gleichnamigen Film erzählen möchte, wird in weiser Voraussicht den Titel verschweigen, weil sonst wohlmöglich die Männer mit den seltsamen Jacken kommen – die Schweigespirale wird den Film genüsslich verspeisen.

Soweit zu unmöglichen Titeln, die deutschen Übersetzern den Angstschweiß auf die Stirn treiben werden – das Design immerhin kann überzeugen. Das Ganze strahlt genau die Art von Siebdruck-Nostalgie aus, die perfekt zu den späten 1960ern passt, in denen der Film angesiedelt ist. Auch wenn das THE UNTOLD TRUE STORY am oberen Bildrand inhaltlich etwas aufmerksamkeitsheischend daherkommt, hält es doch das Motiv gut zusammen. Die gekippten Stars and Stripes verwandeln sich unversehens ins mörderische Nass – eine hübsche Idee und eine passende Metapher in einem. Langsam ins Wasser gluckernde Autos kommen ohnehin immer gut, muss einerseits am menschlichen Voyeurismus liegen, andererseits auch hier eine hübsche Metapher, der glitzernde Kapitalismus, geschluckt von der Natur und so. Das Plakat zeigt die perfekte Mischung aus Offenbarung und Verbergen der möglichen Geschichte, die weiteres Interesse beim Betrachter anregen und sieht dabei noch sehr dekorativ aus – Well done! Bis auf den Titel und die komplett unlesbaren Angaben im unteren Bildteil gibt es nix zu meckern. CHAPPAQUIDDICK! – Gesundheit. Entschuldigung, der musste sein.