Die Plakatkritik: God Bless the Broken Road

© American Cinema Inspires

Plakate können so vieles sein: Inspirierend, verstörend, ätzend oder einfach nur genial. Ab sofort beschäftigen wir uns hier mit Plakaten, die unsere Aufmerksamkeit erregt haben, ob auf angenehme oder weniger schöne Art.

Wir huldigen dir, O großer Gott des Photoshop, gebenedeit sei diese Frucht deiner Werkzeugpalette: dieses stinklangweilige, hochgradig verkitschte Filmplakat, das alles, aber auch wirklich alles über die Handlung des Films mit dem Namen God Bless the Broken Road preisgibt, was es zu wissen gibt, wir preisen diese Gnade der Offenbarung, die es für uns überflüssig macht, diesen Film mit einem Happy End so sicher wie das Amen in der Kirche anzuschauen, wir erweisen dir Ehre und Dank für diesen Dienst an der Menschheit.

Gesegnet sei die gebrochene Straße, gesegnet auch die weißen Lattenzäune der amerikanischen Prärie, gesegnet die farbenfrohen Sonnenuntergänge, in die Filmfiguren voller Harmonie hineinschweben können, gesegnet die abgenudelte Metapher der Heimkehr in das Himmelsreich inklusive hell erstrahlendem Haarkranz, gesegnet die herumgeisternden Soldaten, deren linke Hände anders als ihr restlicher Körper irritierend stabil wirken, gesegnet sei Mufasa, der seinen Kopf leider nicht aus diesem Wolkenkorpus herausstrecken und diesem Plakat zumindest eine Spur von Überraschungsmoment verleihen darf.

Gepriesen seien die Propheten des heiligen IMDB, die mit folgendem Psalm einen himmlischen Eindruck von der Handlung dieser göttlichen Schöpfung offenbaren: „The film combines elements of faith, country music, and stock car racing while paying tribute to those who serve in the United States Military.“ Neigen wir alle unsere Häupter in Ehrfurcht vor dieser Synopsis, die das Grauen dieses vor amerikanischem Patriotismus nur so strotzenden filmischen Machwerks vorwegnimmt und uns alle zu einem tiefen Sinnieren über den rechtschaffenen Pfad in den wahrhaftigen Kinosaal anregt. Amen!