Die Plakatkritik: One Night Off

©Amazon Prime Video

Plakate können so vieles sein: Inspirierend, verstörend, ätzend oder einfach nur genial. Ab sofort beschäftigen wir uns hier mit Plakaten, die unsere Aufmerksamkeit erregt haben, ob auf angenehme oder weniger schöne Art.

Umz, Umz, Umz, heiße Beats, geile Rhythmen und alles so schön blau hier! Dieses laserleuchtende Plakat schmückt seit einiger Zeit das Stadtbild – tatsächlich ein Filmplakat in freier Wildbahn! – und schreit deshalb geradezu nach einer Plakatkritik. Amazons deutscher Erstling heißt One Night Off und Oh mein Gott, ist das alles funny hier. Aber eins nach dem anderen.

Fangen wir oben an: blaue Lichtstrahlen leuchten Akte-X-mäßig ins Bild – eine Alienentführung? Oder vielleicht doch einfach nur das himmlische Licht des Paradieses für unseren partyverehrenden Protagonisten in der Mitte? „Hups! Oho! Hoppla!“, ruft uns sein überraschtes Gesicht entgegen, „so war das aber nicht geplant, hihihi!“ Das Baby in der Tragetasche bleibt aller Party zum Trotz die ganze Halbzeit lang cool.

Getragen (Oder? wer trägt dieses Hangover-mäßige Vater-Sohn-Gespann eigentlich? Es bleibt ein Mysterium. Mulder, Scully, übernehmen sie!) oder vielmehr umringt wird der armbemuskelte Bildmittelpunkt vermutlich von den weiteren Figuren, die in diesem Film eine Rolle spielen. Oben begrüßt die hedonistische Spaßfraktion mit strahlenden Gesichtern, rechts der eher zweifelnde Türsteher, der auf die ganze Bande exakt keinen Bock hat, aber nicht schon wieder ausrasten will, links vielleicht die Mutter des Kindes, die das Ganze auch eher zwiespältig begutachtet und unten rechts eindeutig die Spaßbremse. Weiblich, strenger Dutt, Blazer – das körpergewordene Klischee der Freudlosigkeit darf nicht fehlen.

Apropos Weiblichkeit, kleines Quiz: Woran ist Sexismus zu erkennen? Einfach vor dem geistigen Auge die Geschlechter der Figuren vertauschen und mal gucken, ob immernoch alles so brüllend komisch ist. Wenn eine Mutter mit ihrem angeschnallten Kind hart feiern gehen würde, wäre sie eine Rabenmutter? Spätestens ihre beste Freundin würde sie auf den Weg der Rechtschaffenheit zurückbringen und niemals mit ihr gemeinsam Party machen? Es gibt keine spaßbefreiten Männer mit Dutt? Ja, genau.

Achso, der Film ist übrigens von Amazon. Falls jemand die meterhohen Buchstaben am oberen Bildrand übersehen haben sollte, die dem Titel in Sachen Aufdringlichkeit echte Konkurrenz machen – Smile! Hier spielt übrigens sogar die Typografie verrückt, haha hihi, diese Wörter stoßen so betrunken gegeneinander, die Night ist sogar ein bisschen unscharf an den Rändern – einfach crazy, diese Partypeople.