Legolas im Kampfmodus: The Shanghai Job

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Danny Strattons Leben könnte besser sein. Seit ihm bei einem von ihm geleiteten Kunsttransport ein wertvolles Van-Gogh-Gemälde gestohlen wurde, muss er sich nicht nur mit billigen Bodyguardjobs über Wasser halten, sondern auch seiner in die Brüche gegangenen Beziehung nachtrauern. Hoffnung schöpft er, als ihm der Transport einer äußerst seltenen chinesischen Vase anvertraut wird. Schnell ist mit seinem Team – bestehend aus einem kompromisslosen Kämpfer, einer versierten Fahrerin und einem cleveren Techniknerd – ein Plan entworfen und es kann losgehen. Doch dann gerät Stratton erneut in einen Hinterhalt …

Orlando Bloom ist vor allem für seine Verkörperung von Legolas in den Der Herr der Ringe– und Der Hobbit-Filmen bekannt. Dabei handelt es sich ja nun um einen etwas zarteren Charakter, und auch sonst ist Bloom nicht gerade auf der Hau-drauf-Seite der Rollenvergabe zu finden. Steht er nun also mit wasserstoffblondiertem Kurzhaarschnitt, Narbe am Kopf und Pistole in der Hand auf dem schönen Pappschuber, den capelight pictures der Blu-Ray spendiert hat, kann schnell der Eindruck entstehen, es handele sich bei The Shanghai Job um einen Trashfilm – mindestens aber um ein hingerotztes Produkt, dem ein berühmter Name in einer unpassenden Rolle aufgedrückt wurde, um schnelles Geld zu machen. Gottseidank kann dieser Eindruck bereits relativ schnell nach Beginn des Films revidiert werden und so soll The Shanghai Job wieder einmal als mahnendes Beispiel gelten, einen Film nur anhand seiner selbst zu bewerten und sich nicht aufgrund von Hüllen, Trailern oder sonstigem Tand zu einem vorschnellen Urteil hinreißen zu lassen.

Bloom nun also übernimmt die Rolle von Danny Stratton und beweist, dass er trotz Legolas-Image ein ziemlicher Badass sein kann. Die Kampftechniken, mit denen er seine Gegner ausschaltet, sind effektiv und gnadenlos. Das wirkt zwar nicht immer glaubwürdig, aber The Shanghai Job ist insgesamt so charmant, dass damit nicht allzu hart ins Gericht gegangen werden soll. Neben Bloom, der überzeugend spielt, wirkt der restliche Cast trotz einigem Talent eher unroutiniert, jedem Darsteller ist aber deutlich anzumerken, wie viel Spaß ihm das Mitwirken bereitet.

Überraschungen hat The Shanghai Job nicht zu bieten. Die Story verläuft sehr geradlinig und jede Wendung ist bereits lange vorher durchschaut. Das ist zwar schade, allerdings nicht weiter schlimm. Die Kameraführung hat ein paar tolle Aufnahmen der bunten Stadt Shanghai zu bieten und die unterlegte elektronische Musik profitiert von asiatischen Einflüssen. Strattons Team ist gut zusammengestellt und vor allem Technikcrack DingDong sorgt mit seiner Drohne für jede Menge Unterhaltung. Da lassen sich dann auch einige Logiklücken und mangelnde Spannung verzeihen.

The Shanghai Job erzählt eine vorhersehbare Geschichte, hat dabei aber so viel Spaß, dass sich dieser auf den Zuschauer überträgt. Es wäre sogar denkbar, dass der Film mit der Zeit eine kleine Fangemeinde um sich scharen und zu so etwas wie einem Kultklassiker avancieren kann.

Bewertung: 6/10