Plakatkritik: Thor: Tag der Entscheidung

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Plakate können so vieles sein: Inspirierend, verstörend, ätzend oder einfach nur genial. Ab sofort beschäftigen wir uns hier mit Plakaten, die unsere Aufmerksamkeit erregt haben, ob auf angenehme oder weniger schöne Art.

Es ist unklar wie mit diesem Plakat angemessen zu verfahren ist: Lieber die Augen herausreißen und so die Möglichkeit der akuten Reizüberflutung eleminieren oder aber die Augen im Gegenteil weit aufreißen und jedes Detail begierig in sich aufsaugen? Es ist ja beinahe schon erfrischend wie der Gestalter dieses Plakates zu Thor: Tag der Entscheidung (im Original sehr viel stimmungsvoller mit Thor Ragnarok betitelt) es geschafft hat, nahezu alle Farben des Regenboges auf diesem Bild unterzubringen. Und nicht nur das: weiterhin tummeln sich da fliegende Boote, ein Raumschiff, zwei Hulks in strahlender Rüstung, irrer Kopfschmuck in Spinnenbein-Optik, Willy der freundliche Orca und allerlei verwirrende Formen und Symbole. Und tatsächlich funktioniert diese Überfrachtung und Farbenpracht insgesamt ziemlich gut, denn das Plakat tut was es ursprünglicherweise soll: Aufmerksamkeit erregen. Hübsch ist auch die Grundkonstruktion aus verschieden großen Kreisen, die sich gegenseitig überlappen und so räumliche Tiefe erzeugen und das genrell gut gelungene Gleichgewicht.

Ein wenig irritierend wird das Ganze allerdings in der Detailansicht und es drängt sich unweigerlich die Frage auf, warum da unbedingt so viele Elemente wie möglich aufs Plakat gequetscht werden mussten. Man stelle sich den Grafiker in seinem stillen Kämmerlein vor, er schwitzt Blut und Wasser im Angesicht der zahlreichen unterzubringenden Details, endlich scheint es vollbracht, als ihm einfällt, dass er diesen leuchtenden Typen vergessen hat – na gut, schnell noch auf Thors Brust geklatscht, das wird schon keinem auffallen, und dann, verdammter Mist, muss auch noch diese grün leuchtende Armee aufs Plakat, aber nicht zu groß, sonst ist es ein Major Spoiler, also schnell noch auf Bauchnabelhöhe der beiden Jedi gesetzt. Wie viel fokussierter wäre der Blick des Betrachters, wenn nicht auch noch dieser seltsame Farbspritzer/Sand-Effekt auf der Hintergrundebene liegen würde. Und warum sieht das Ganze wie ein Abbild der hinduistischen Gottheit Kali aus? Gibt es da inhaltliche Bezüge? Ist es die späte Rache des indischen Grafikdesigners, der aus Überforderung zu Tode kam? The Wall ick hör dir trapsen.