Ohne Würze: Die Pfefferkörner und der Fluch des Schwarzen Königs

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Mia und Benny bilden die Kinderdetektivgruppe „Die Pfefferkörner“, zu der auch Mias jüngere Schwester Alice gerne gehören würde. Als die beiden sich auf Klassenfahrt in Südtirol befinden, wo sich allerlei Merkwürdigkeiten abspielen, die anscheinend auf den Fluch des Schwarzen Königs zurückzuführen sind, ergibt sich auch direkt die Möglichkeit für sie, am Computer im heimischen Hamburg Unterstützungsarbeit zu leisten. Schon bald sind die Freunde, mit Hilfe der Jungs Luca und Johannes, einer ganz heißen Sache auf der Spur.

Dass Regisseur Christian Theede es geschafft hat, nach seiner missglückten Serienadaption Allein gegen die Zeit erneut eine Serienadaption fürs Kino inszenieren zu dürfen, wirft ja fast die zynische Frage auf, ob es in Deutschland sonst niemanden gibt, dem so ein Projekt anvertraut werden kann – oder vielmehr, ob sonst niemand will. Denn eins ist nach der Sichtung von Die Pfefferkörner und der Fluch des Schwarzen Königs klar: Hier hat man es bestenfalls mit einem Fernsehfilm zu tun (was angesichts des produzierenden Fernsehsenders nicht unerwartet ist), eher aber mit einer in die Länge gezogenen Serienfolge. Die 109 Minuten enthalten mitunter überflüssige Szenen sowie solche, bei denen erwachsene Zuschauer nur die Augen verdrehen können. So werden am Anfang zwei Teenager verhaftet und abgeführt, die absolut nichts getan haben, was eine Verhaftung rechtfertigen würden, einfach nur weil sie die Protagonisten verfolgt und diese heimlich zwei Polizisten alarmiert haben. Einer der Beamten bedankt sich sogar noch bei den Pfefferkörnern und lobt sie dafür, dass sie dabei helfen würden, die Straßen von Kriminellen freizuhalten. Warum das so ist, wird nicht weiter erläutert, genau so wenig wie das später zu sehende Hightech-Equipment der Detektivbande oder woher Bennys Hackerfähigkeiten stammen, mit denen er problemlos in die Überwachungstechnik eines Großkonzerns eindringt.

Der Plot ist für Erwachsene zu vorhersehbar, um wirklich Spannung zu erzeugen, junge Kinder könnten dem Film aber durchaus etwas abgewinnen, insbesondere wenn sie die Serie verfolgen (es bleibt zumindest zu hoffen, dass dort mehr Hintergrund für so einige ungeklärte Tatsachen geboten wird). Die Auftritte des Schwarzen Königs mögen bei ihnen sogar für angenehmen Grusel sorgen. Generell aber ist die Machart des Filmes – mit Ausnahme der Kameraführung, einige Bilder der Südtiroler Berglandschaft hätten durchaus im Anfangsteil von Mountain vorkommen können und auch sonst gibt es kaum etwas daran auszusetzen – sehr schludrig. Die zahlreichen Lücken in der Kontinuität wären leicht zu vermeiden gewesen, so kann nur davon ausgegangen werden, dass es am Set niemanden interessiert hat. Später wird enthüllt – falls das bis hierhin nicht sowieso schon längst vom Zuschauer erkannt worden ist -, dass der Schwarze König gar nicht existiert, sondern lediglich eine Tonbandaufnahme ist, die durch einen Bewegungsmelder aktiviert wird. Auch hier wurde kräftig geschlampt, denn eine Tonbandaufnahme hat die Eigenschaft, sich nicht zu verändern – als ein Kind im Stollen ist, heißt es aber „du“ in der warnenden Botschaft des Königs, als es mehrere sind „ihr“. Das ist besonders deshalb kurios, da durch das zweimalige Aufnehmen ein Mehraufwand betrieben wurde, der nicht nur unnötig ist, sondern nur schadet und keinen Nutzen einbringt. Das Schauspiel der Erwachsenen ist bestenfalls halbherzig. Wenn eine Größe wie Devid Striesow den Text nur abspult, sollte man sich als Regisseur fragen, was hier schief läuft. Den Kindern merkt man ihre Unerfahrenheit größtenteils an, doch insgesamt liefern sie eine adäquate Leistung ab. Die zum Drehzeitpunkt etwa neunjährige Emilia Flint scheint allerdings großes Potenzial zu haben und könnte in einigen Jahren noch von sich reden machen.

Der Humor in Die Pfefferkörner funktioniert nur teilweise. So scheint es für die Kinder ultralustig zu sein, was für unpassende Farbkombinationen Bennys Mutter für ihre Outfits wählt, dies funktioniert aber aus zwei Gründen nicht: Erstens hat die Kostümabteilung anscheinend vergessen, sie derart einzukleiden, dass das Verhalten der Kinder nachvollziehbar ist, denn auch wenn die Mutter sicher keine Fashionpreise gewinnen würde, ist ihr Erscheinungsbild keineswegs sonderlich ungewöhnlich. Zweitens macht Benny schon früh klar, dass seine Mutter farbenblind ist – warum der Film nun aber Farbenblindheit als Zielscheibe für Scherze benutzt, wird nicht ersichtlich, zumal die Farbenblindheit nie wieder eine Rolle spielt und eine farbenblinde Person darüber hinaus vielleicht nicht in der Lage ist, selbst die Farben ihrer Kleidung zu erkennen, aber sicher nicht blöd genug, um nicht zu verstehen, wieso andere über die angeblich nicht zueinander passenden Farben ihrer Kleidungsstücke lachen. Es wird noch nicht einmal klar, ob die Mutter wirklich farbenblind ist oder Benny das nur als Ausrede benutzt, weil sie ihm peinlich ist. Auch deshalb hätte der gesamte Mini-Handlungsstrang ersatzlos gestrichen werden können. Allerdings gibt es durchaus auch funktionierende Witze. So ist fast jeder Auftritt von Anna Böttcher ein Treffer, was allerdings hauptsächlich an ihrer trockenen Art liegt, mit der sie auch Dialoge sehr gut rüberbringt, die auf dem Papier nicht sonderlich gut funktionieren. Leider ist abgesehen davon ihr Charakter für den Film überflüssig, was angesichts der anderen Kritikpunkte nicht weiter verwundern sollte.

Während erwachsene oder filmerfahrene Zuschauer zu einem anderen Titel statt Die Pfefferkörner und der Fluch des Schwarzen Königs greifen sollten, können Kinderfans der Serie durchaus mal reinschauen. Wäre Die Pfefferkörner eine Mahlzeit, ihr fehlten dieselben; denn auch wenn der Teller hübsch angerichtet sein mag, ist der Inhalt fad und ohne nötigen Biss.

Bewertung: 4/10