Nach dem Tod von William Winchester ist seine Witwe Sarah nicht nur um einige Millionen Dollar reicher, auch die Leitung seines Waffenherstellungs-Imperiums geht auf sie über. Mit der Tatsache, dass viele Menschen ihr Leben durch ein Winchestergewehr verloren haben, scheint sie allerdings nicht zurechtzukommen. Was sie von Geistern und Familienflüchen zusammenfantasiert, schmeckt dem Aufsichtsrat überhaupt nicht. Mit Gewissensbissen verkauft man schließlich keine Waffen und die Absatzzahlen haben gefälligst zu stimmen. Dass Sarah allerhand krude Baumaßnahmen an ihrem Landhaus in Auftrag gibt, hilft da auch nicht gerade. Alsbald wird der Psychologe Dr. Eric Price damit beauftragt, Sarahs Geisteszustand zu untersuchen und eine Grundlage zu schaffen, sie aus der Firma zu schmeißen. Während dieser aus seiner Geldnot heraus zuerst nichts dagegen hat, ein entsprechendes Gutachten auszustellen, sieht er sich im Winchester-Haus einigen Ereignissen ausgesetzt, die ihn am eigenen Verstand zweifeln lassen.
Spätestens seit ihrem Zeitreise-Thriller Predestination sind Michael und Peter Spierig bekannte Namen im Genrekino. Dass ihr erster Mainstreamfilm, Jigsaw, eher ein Reinfall war, kann da noch verziehen werden – vor allem, weil es sich um den mittlerweile achten Film eines sowieso schon für tot erklärten Franchises handelte. Mit Winchester – Das Haus der Verdammten bekamen die Brüder nun erneut die Chance, sich vor einem größeren Publikum zu beweisen, diesmal sogar mit Helen Mirren in der Hauptrolle, definitiv der Höhepunkt in der noch relativ jungen Karriere der Regisseure. Winchester basiert auf der realen Winchester-Witwe und dem realen Winchester-Haus, welches aufgrund seiner kuriosen Bauweise und einigen Spukgeschichten dazu heute eine Touristenattraktion darstellt.
Winchester – Das Haus der Verdammten fängt vielversprechend an, das Haus selbst ist faszinierend und Sarah Winchester eine gut ausgearbeitete Protagonistin. Da fällt es nicht weiter ins Gewicht, dass die Einführung des von Jason Clark gespielten Dr. Price kaum dazu geeignet ist, beim Zuschauer Interesse für ihn zu wecken; seine Vorgeschichte wirkt zudem recht konstruiert. Je länger der Film läuft, desto mehr entfernt er sich allerdings von seinen Charakteren. So ist es beispielsweise erst nicht ersichtlich, ob bestimmte Ereignisse um Dr. Price herum wirklich so geschehen oder ob die Wahrnehmung derselben seiner krankhaften Neigung zum Alkohol geschuldet ist – schon bald wird dieses Handlungselement unter den Teppich gekehrt und spielt nie wieder eine Rolle, was die Frage aufwirft, wieso es überhaupt eingebaut wurde. Was im weiteren Verlauf nicht schlechter wird, sondern im Gegenteil sogar partiell besser, sind die Sets, die Ausstattung und die Dialoge. Während die Geschichte immer dünner wird, ist es schlichtweg angenehm, den Gesprächen zwischen Sarah Winchester und Dr. Price zu lauschen, was vor allem an der Leistung von Mirren beziehungsweise Clark liegt. Es gibt nur eine Handvoll verschiedene Schauplätze, diese sind dafür hervorragend ausgeleuchtet, auch die Szenenbildner haben hier ganze Arbeit geleistet. In Verbindung mit den exzellent ausgewählten Outfits der Figuren wird dem Publikum die Immersion sehr einfach gemacht. Winchester wirkt, als wäre er mit heutiger Technik tatsächlich im Jahre 1906 gedreht worden. Die harte Arbeit der Crew hätte ein deutlich besseres Drehbuch verdient; die Filmemacher scheinen die gute Ausgangslage anscheinend gar nicht nutzen zu wollen, um eine packende Geschichte zu erzählen. Stattdessen bewegt sich alles in ausgetretenen Pfaden, nicht nur die Jumpscares in Winchester sorgen dafür, dass er inhaltlich immer mehr in die Belanglosigkeit abdriftet.
Die Gebrüder Spierig scheinen das Motto „Show, don’t tell“ in Winchester – Das Haus der Verdammten falsch verstanden zu haben. Der Film glänzt mit seiner Ausstattung, ist überaus kompetent ausgeleuchtet, hat überzeugende Schauspieler und angenehme Dialoge vorzuweisen, vergisst über alldem jedoch, eine interessante Geschichte zu erzählen.
Bewertung: 5/10
Die interessante Geschichte haben sie anscheinend bei „Predestination“ aufgebraucht. Da reichte es dann hier nur noch für schöne Bilder und Settings.