Die Plakatkritik: Us

©Universal Pictures

Plakate können so vieles sein: Inspirierend, verstörend, ätzend oder einfach nur genial. Ab sofort beschäftigen wir uns hier mit Plakaten, die unsere Aufmerksamkeit erregt haben, ob auf angenehme oder weniger schöne Art.

Liebe Freunde der Film- und Plakatkunst, es folgt eine Plakatkritik aus fernen Landen, denn hier in Los Angeles, der Stadt des Films, leben die Filmplakate noch ein freies Leben, galoppieren über die Prärie, zieren großflächige Billboards, kleben an Wänden, überfallen den unaufmerksamen Wanderer unangekündigt im Stadtbild – kurz: erregen tatsächlich Aufmerksamkeit. Und dabei gerät eine papiergewordene, grafische Heimsuchung besonders ins Blickfeld: die großartige und gleichzeitig heftig verstörende Plakatkampagne zu Jordan Peeles Film Us.

Dabei überzeugt vor allem das derzeitige, meisterhaft gestaltete Hauptplakat mit Lupita Nyong’o in einer unheimlichen Doppelrolle. Ohne viel Schnick Schnack wird sich hier visuell und textlich auf das Wesentliche konzentriert. Sowohl im Bild als auch in der Titeltypo geht es um eine aufsehenerregende Dopplung und spätestens seit Freud wissen wir, dass der Doppelgänger einer der Reiter der Apokalypse des Unheimlichen ist – da geht also was! Hinzu kommt die finstere Gruseligkeit, mit der sich diese blondaugenbräuige Gestalt aus dem Dunkel schält – bald auch in Ihrer dunklen Schlafzimmerecke!

Zu diesem Plakat gesellen sich weitere breitformatige Versionen mit zweierlei glücklichen Familien, die ebenso reduziert und ebenso beunruhigend um die Ecke kommen. Bei der Betrachtung aller Plakate fällt außerdem das entzückend konsequent durchgezogene Farbschema aus Rot-Weiß (bekannt aus dem Smash Hit „Wir singen Rot-Weiß“ des 1. FC Union und natürlich aus der weltberühmten Pommes-Kombo „Pommes Schranke“) auf, das hier scheinbar für die heimgesuchte Familie und ihre deckungsgleichen Horror-Ichs steht. Nice.

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