Captain Joe Glass muss das Kommando an Bord eines U-Boots übernehmen, um es weit in russische Gewässer hineinzumanövrieren. Sollte seine Mission schiefgehen, steht nichts weniger als der Dritte Weltkrieg vor der Tür. Als dann noch der russische Präsident von einem seiner Generäle gekidnappt wird, verwandelt sich der Aufklärungs- in einen Rettungseinsatz.
U-Boot-Filme lassen sich an einer Hand abzählen. Zugegeben, dabei handelt es sich nicht zwingend um eine menschliche Hand, sondern um eine mit deutlich mehr Fingern, aber dennoch ist die Anzahl solcher Produktionen im Vergleich zu sonstigen Subgenres überschaubar. Dass Hunter Killer aber nicht im Fahrwasser von etwa Das Boot oder Jagd auf roter Oktober mitschwimmen will, macht der Streifen schon früh deutlich. Filme mit Anspruch und Botschaft mögen sicher ihren Stellenwert haben, doch selbst der elitärste Cineast ist nicht zwingend dagegen gefeit, von Zeit zu Zeit den Drang zu verspüren, nach einem langen Tag die Füße hochzulegen und sich einfach nur berieseln zu lassen. Wer bewusst zu Hunter Killer greift, der richtet sich nicht auf einen intellektuell fordernden Abend ein. Genauso wenig wie ein Fast-Food-Restaurant mit der Erwartung einer 5-Sterne-Küche betreten wird.Statt sich komplett auf den hirnlosen Spaß zu konzentrieren, nimmt sich Hunter Killer teilweise leider viel zu ernst. Wenn Captain Glass sein Gewehr anlegt, um einen Elch zu erschießen, und dies dann nur nicht tut, weil er merkt, dass dem Tier eine Elchkuh und ein -kalb folgen, dann führt das den Charakter nicht als den großen Helden ein, als den der Film ihn sehen will. Stattdessen ist die Szene schlichtweg lächerlich, weil ihr das nötige Augenzwinkern fehlt und der Eindruck entsteht, dass die Macher hier unironisch von einer riesigen Heldentat ausgehen. Erfreulicherweise beansprucht solcherlei Quatsch nicht allzu viel von der Laufzeit für sich, tatsächlich scheint sich Regisseur Donovan Marsh überwiegend bewusst zu sein, was Arne Schmidt und Jamie Moss hier für ein Drehbuch abgeliefert haben. Der Fokus liegt also nicht auf pathetischen Heldenreden oder großen Gesten, sondern einfach nur darauf, eine gute Zeit zu haben, mit allem was dazugehört: Am Himmel vorbeiziehende Kampfhubschrauber, Feuergefechte zwischen verfeindeten Gruppen, durch die Luft sausende Missiles, durchs Wasser düsende Torpedos, die kitschigen Einzeiler, die gehörige Portion amerikanischer Patriotismus – Hunter Killer hakt so einige Kästchen ab, die Fans von 1980er-B-Movies glücklich machen. Das alles wirkt heute beinahe herrlich anachronistisch; dadurch und durch den Flop an den Kinokassen ist Hunter Killer ein Film, den viele wortwörtlich nicht auf dem Schirm hatten. Das ist auf den ersten Blick verständlich, da sich der Film oberflächlich betrachtet im Prinzip kaum von damaligen Werken unterscheidet. Erst bei der Sichtung wird langsam klar, dass es sich eher um eine Hommage handelt, der Film aber dennoch auch auf eigenen Füßen stehen kann.
Gerard Butlers Charakter Joe Glass ist zwar am besten ausgearbeitet, aber erwartungsgemäß recht eindimensional. Das passt ganz gut zur routinierten Performance, die er über die letzten Filme verfeinert zu haben scheint. Oscparpreisträger Gary Oldman in einer kleinen Nebenrolle freut sich wahrscheinlich über den leicht verdienten Scheck und hampelt ein wenig auf Standby herum. Schlecht spielt hier niemand, der wahre Star des Films ist aber das U-Boot, genauer gesagt seine Inneneinrichtung. Diese wurde so authentisch konstruiert, dass ein richtiger Marineoffizier auf Fotos nicht erkennen konnte, ob es sich um ein Original oder eine Nachbildung handelt. Generell liegt die Stärke von Hunter Killer in den Unterwasserszenen, die nicht nur toll aussehen, sondern vor allem in einem Falle richtig spannend geworden sind.
Hunter Killer erfindet den Nuklearantrieb (U-Boote haben nun mal keine Räder) nicht neu, bietet aber solide Unterhaltung. Mit zwei Stunden etwas zu lang geraten, wird der Streifen aufgrund der dünnen Story und dem Schauspiel vom Fließband nicht allzu lange und wenn dann nur für einige coole Einstellungen im Gedächtnis bleiben.
Bewertung: 6/10