Mit der Maske gegen die Armut – Lux: Krieger des Lichts

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Der schüchterne Außenseiter Torsten wohnt bei seiner Mutter und scheint ein recht ruhiges Leben zu führen. Was kaum jemand weiß: Er ist ein Superheld. Zumindest fühlt er sich so, wenn er seine Maske aufzieht und containern geht, um weggeworfenes Brot einzusammeln und an Hungernde zu verteilen. Die Filmemacher Jan und Lina wittern dahinter eine vermarktbare Story und begleiten Lux, wie Torsten sich mit Maske nennt, mit der Kamera bei seinen Streifzügen. Die beiden finden sogar einen Produzenten, der den fertigen Film groß herausbringen will – allerdings möchte er das Ganze so richtig aufbauschen und pompöser inszeniert wissen. Während Jan und Lina überlegen müssen, ob ihnen etwaiger Ruhm den Verrat an der Kunst wert ist, hat Lux seine ganz eigenen Probleme mit allem.

Franz Rogowski überzeugt in der Titelrolle des Möchtegernsuperhelden, auch wenn er gegen ein zusammengestückeltes Drehbuch ankämpfen muss. Die meisten Charaktere und Handlungselemente sind klischeehaft und bemüht, darüber hinaus findet der Film keinen einheitlichen Ton. Lux ist als Mockumentary inszeniert, dieses Gimmick wird jedoch immer wieder für verschiedene Genrewechsel fallen gelassen, was die Frage aufwirft, weshalb sich überhaupt dafür entschieden wurde. Darüber hinaus wirken die einzelnen Szenen eher chaotisch und ungelenk zusammengeworfen statt stringent miteinander verbunden. Der Handlung kann zwar größtenteils gefolgt werden, dennoch ist sie mitunter so sprunghaft, dass wenig Anreiz dazu besteht. Die restlichen Protagonisten bleiben deutlich hinter Rogowskis Leistung zurück, vor allem die zwei Dokumentarfilmer scheinen so ihre Probleme mit den Dialogen zu haben, wovon viele wiederum improvisiert wirken. In den kleineren Rollen hingegen machen die meisten Darsteller ihre Sache gut.

Die Kameraführung wirkt wenig durchdacht, gibt es doch teilweise Bilder, die gemäß den Vorgaben einer Mockumentary gar nicht hätten entstehen können. Nicht nur wären deutlich mehr Kameraleute vonnöten gewesen, um sie einzufangen, manchmal ist auch der Blickwinkel an sich durch die Crew im Film nicht realistisch umsetzbar. Die vorgeschobene Pseudoerklärung, die im Laufe des Films aufkommt – vom Produzenten versteckte Kameras – vermag diesen Kritikpunkt nur teilweise zu entkräften, da sie nur auf Innenräume zutreffen kann und nicht auf Situationen, in denen Lux spontan vom Filmteam irgendwohin begleitet wird.

In den letzten zwanzig bis dreißig Minuten nimmt der Film dann endlich an Fahrt auf. Die Kameraführung und die Bilder werden cineastischer, die Handlung düsterer, sogar das Schauspiel besser. Das ist natürlich reichlich spät, zu spät um die Gesamtwertung noch signifikant positiv zu beeinflussen, aber nicht zu spät um anerkannt zu werden. Hätte der Film sich doch nur von Anfang an so präsentiert, er hätte sich keineswegs vor Kick-Ass oder Super – Shut Up, Crime! verstecken müssen. Ein Superheld in der realen Welt, der nicht gegen Schurken, sondern gegen Armut kämpft, das ist durchaus eine frische und interessante Idee. Ein bisschen erinnert es an den französischen Fernsehfilm Der Maskenmann, in welchem ein charakterlich Torsten nicht unähnlicher junger Mann sich eine Maske aufzieht und mit seinen Parkourskills gegen das Drogenproblem in seinem Umfeld vorgeht. Alle genannten Filme und noch einige mehr, mit denen sich Lux vergleichen ließe, wissen jedoch genau, was sie sind und sein wollen, Krieger des Lichts hingegen übernimmt sich an der Ideenvielfalt von Regisseur und Drehbuchautor Daniel Wild.

Drama, Satire, Superheldenfilm, Medienkritik – Lux: Krieger des Lichts will viel sein und ist nichts so richtig. Wer durchhält, wird mit einer im Vergleich zum Rest guten letzten halben Stunde belohnt, welche nach achtzig Minuten kopflosem Hin und Her aber für nichts entschädigt.

Bewertung: 3/10